Am 25.03.2015 fand die erste Vorlesung in diesem Jahr von Guest Prof. Robert A. Sedlák in Shanghai statt. Sie begann mit einer Gruppenarbeit, für welche die Basis in der letzten Vorlesung gelegt wurde (wir berichteten am 24.11.2014).
Es wurde folgende Aufgabenstellung bearbeitet:
Bitte beschreiben Sie eine Organisation im Sinne der Neueren Systemtheorie und nennen die für das System relevanten Umwelten sowie deren gegenseitigen Erwartungen.
Es war begeisternd zu sehen, wie sich die Studenten engagierten. Im Laufe eines aktiven Diskurses arbeiteten die Teams heraus, dass es für jede Organisation wichtig ist, relevante Umwelten zu identifizieren und die Bedürfnisse und Erwartungen zu konkretisieren. In diesem Zusammenhang wurde klar, welches Risiko bei der Selektion besteht und wie organisationale Blindheit dazu führen kann, relevante Umwelten auszublenden. Ein weiterer wichtiger Punkte wurde diskutiert: Eine Organisation hat nur dann eine Berechtigung, wenn sie ihrer Umwelt einen Nutzen bietet.
Organisationen haben nur dann eine Existenzberechtigung, wenn sie Lösungen für ihre Märkte, Kunden und andere wichtige Stakeholder kreieren und abliefern.
Bei der Beobachtung der relevanten Umwelten spielt die Grenzziehung zwischen Innen und Außen eine wichtige Rolle. Je nachdem wie die Grenze gezogen wird, verändern sich die Umwelten für das System. Der Beobachter entscheidet. Aus diesem Grund ist es wichtig, den Beobachter bei der Beobachtung zu beobachten.
Sind Organisationen für Impulse von außen nicht empfänglich, können wesentliche Entwicklungen nicht frühzeitig wahrgenommen werden. Es wurden die Beispiele Nokia, Kodak und Agfa thematisiert. Dabei kam die Frage auf, ob die deutsche Automobilindustrie möglicherweise grundlegende Entwicklungen, die derzeit außerhalb der eigenen Denkwelt entstehen, zu spät für sich assimiliert und damit langfristig die Produktführerschaft verliert. Die Fähigkeit der Beobachtung außerhalb des eigenen Aktionsradius sowie die Fähigkeit so zu selektieren, dass Relevantes als relevant erkannt wird, wurde als überlebenswichtige organisationale Kompetenz erkannt.
Da die Entscheidung das wichtigste kommunikative Ereignis eines Systems darstellt, ist es bedeutsam, dass eine Organisation sich so organisiert, dass relevante Impulse von außen eben in diesen Kommunikationsprozess eingespeist werden. Aus diesem Grund kommt es auf die passenden Kommunikationsplattformen und -routinen an, um die Vorausschauende Selbsterneuerung zu ermöglichen.
Höhepunkt der Vorlesung war schließlich die Vorstellung und Betrachtung des Konzeptes der Vorausschauenden Selbsterneuerung, welches auf eindrucksvolle Weise beschreibt, was Organisationen proaktiv tun können, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. VARIATION, SELEKTION und RE-STABILISIERUNG wurden als Elemente des Konzeptes vorgestellt und erläutert. Die darauf folgende Diskussion, mit vielen guten Fragen, zeigte das große Interesse der Studenten. Für das Herbstsemester steht das Thema Anforderungen und Herausforderungen an internationale Organisationen auf der Agenda.