In einem Interview wurde Guest Prof. Robert A. Sedlák zum Thema „Die Rolle der Entscheidungen in der Systemtheorie“ befragt. Dieses Interview beleuchtet den wissenschaftlichen Ansatz von Herrn Sedlák und sowie seine erfolgreiche Vorgehensweise, wenn es darum geht nachhaltige Veränderungen in Organisationen zu ermöglichen.
Interviewer:
Welche Rolle kommt dem Thema „Entscheidungen“ in der Systemtheorie zu?
Guest Professor Robert A. Sedlák:
Systemtheoretisch gehen wir davon aus, dass Organisationen keine dingliche Sache sind, sondern komplexe Sozialsysteme, welche durch Kommunikation entstehen und am Leben erhalten werden. Kommunikation ist in diesem Sinne ein Ereignis, welches stattfindet und dann wieder aufhört. Ohne Anschlusskommunikation würde ein Sozialsystem aufhören zu existieren. Nun gehen wir davon aus, dass die Entscheidung das wichtigste kommunikative Ereignis einer Organisation ist.
Wann sind Entscheidungen notwendig?
Wenn Wissen und Nichtwissen als Differenz im Raum stehen. Zu entscheiden gibt es nur etwas, wenn es unterschiedliche Alternativen gibt. Mit einer Entscheidung entscheide ich mich für eine vermutete Zukunft. Wir tun dabei so, als ob die Zukunft sicher wäre. Nach der Entscheidung kann es weiter gehen, bis es wieder etwas zu entscheiden gibt.
Warum hat die Systemtheorie einen eher kritischen Blick auf die Überzeugung: „Wenn die GF einmal entschieden hat, dann müsste doch alles laufen.“?
Nach jeder Entscheidung müssen Folgeentscheidungen getroffen werden. Nur wenn Folgeentscheidungen im Sinne der Erstentscheidung getroffen werden, kann man von einer wirksamen Entscheidung sprechen. Nun wissen wir, dass viele Folgeentscheidungen in Organisationen nicht im Sinne der Managemententscheidungen getroffen werden – und damit die eigentliche Intention nicht verfolgt wird. Das stellt das Management vor eine besondere Herausforderung.
Macht es aus systemtheoretischer Sicht einen Unterschied, ob Entscheidungen von einzelnen (Führungskräften) oder von Teams gefällt werden?
Zunächst kommt es darauf an, dass Folgeentscheidungen im Sinne der Managemententscheidung ausfallen – nur dann würden wir ja systemtheoretisch von einer Entscheidung sprechen. Die heutige Komplexität von Sachverhalten überfordert oftmals Einzelpersonen. Aus diesem Grund sind Führungskräfte sehr gut beraten, Schlüsselspieler und Experten am Prozess der Meinungsbildung zu beteiligen, um dann zu klugen Entscheidungen zukommen…