Cultural Due Diligence – Alles, was man über die sorgfältige Prüfung des Cultural Fit bei einer M&A-Transaktion wissen muss

Cultural Due Diligence – Alles, was man über die sorgfältige Prüfung des Cultural Fit bei einer M&A-Transaktion wissen muss

Cultural Due Diligence ist der oft unterschätzte Schlüssel zum Erfolg bei Fusionen, Übernahmen und Zukäufen. Während finanzielle und operative Prüfungen längst Standard sind, geht die Cultural Due Diligence tiefer: Sie analysiert Unternehmenskulturen, identifiziert kulturelle Risiken und schafft Synergien, um langfristigen Erfolg sicherzustellen. Unternehmen, die kulturelle Unterschiede frühzeitig berücksichtigen, profitieren von höherer Mitarbeiterzufriedenheit, stabileren Prozessen und gesteigerter Produktivität, offene und passive Widerstände werden messbar reduziert.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Cultural Due Diligence?

Die Cultural Due Diligence ist ein systematischer Prozess, der darauf abzielt, die kulturellen Eigenschaften und Charakteristik der beteiligten Unternehmen vor einer Unternehmensvereinigung zu analysieren. Sie umfasst die Untersuchung von Werten, Normen, Kommunikationsstilen und Entscheidungsprozessen, um kulturelle Risiken frühzeitig zu identifizieren und ihnen proaktiv zu begegnen. Im Gegensatz zur finanziellen, juristischen und operativen Due Diligence, die primär auf harte Faktoren, wie wirtschaftliche Kennzahlen, rechtliche Rahmenbedingungen und die technische Ausstattung fokussiert ist, betrachtet die kulturelle Due Diligence den “weichen Faktor”, die komplexen und zumeist unbewussten Wirkungsmechanismen in Sozialsystemen, die jede Organisation ausmacht und zusammenhält.

Die kulturelle Due Diligence, die sorgfältige Prüfung der Unternehmenskultur, macht greifbar, wie kulturelle Unterschiede den Erfolg eines M&A-Prozesses beeinflussen können. Die Cultural Due Diligence-Prüfung zeigt relevante Unterschiede auf und bietet gezielte Maßnahmen, um kulturelle Synergien zu nutzen.

Warum Unternehmenskultur entscheidend für M&A-Erfolg ist

Unternehmenskultur beeinflusst, wie gut sich Teams aus unterschiedlichen Unternehmenskulturen zusammenfügen, wie Entscheidungen getroffen werden und wie widerstandsfähig eine Organisation gegenüber Veränderungen ist und unbewusst Selbsterneuerungsprozesse von innen heraus aufgegriffen werden. Studien zeigen, dass bis zu 70 % der M&A-Transaktionen scheitern, weil kulturelle Unterschiede unterschätzt werden.

Zahlen & Fakten: Wie Kultur den M&A-Erfolg beeinflusst

Warum kulturelle Diskrepanzen M&A-Prozesse gefährden

Mergers & Acquisitions sind weit mehr als eine finanzielle und juristische Transaktion. Der eigentliche Erfolg zeigt sich erst nach der Unterschrift – beim operativen Zusammenschluss. Dabei entscheidet die Unternehmenskultur maßgeblich darüber, ob die Verbindung der Organisationen gelingt oder scheitert. Unterschiedliche Werte, Entscheidungswege und Kommunikationsstile können zu Reibungsverlusten führen. Missverständnisse nehmen zu, die Zusammenarbeit stockt, und im schlimmsten Fall verlassen Schlüsselkräfte das Unternehmen.

Was passiert, wenn kulturelle Unterschiede beim Unternehmenskauf ignoriert werden?

Wer die Unternehmenskultur bei einer M&A-Transaktion übersieht, hat später mit Folgen zu kämpfen, die bei einer strukturierten und vorausschauenden Cultural Due Diligence vermeidbar gewesen wären:

Wer diese Risiken vermeiden will, muss Unternehmenskulturen nicht nur analysieren,
sondern auch aktiv gestalten wollen – genau hier setzt die Cultural Due Diligence an.

Eine Cultural Due Diligence untersucht, wie kompatibel zwei Unternehmenskulturen
sind, wo Bruchlinien verlaufen und wo sich Synergien heben lassen.

Das Ziel: Die kulturellen Erfolgsfaktoren frühzeitig erkennen und eine strategische
Zusammenführung ermöglichen.

Kulturelle Risiken in M&A Prozessen Frühzeitig erkennen

Ein M&A-Prozess ist planbar, doch was, wenn sich der erwartete Cultural Fit nicht einstellt? Ein Rückzug ist dann oft unmöglich oder wird extrem teuer – wie Daimler und Chrysler vor einigen Jahren schmerzhaft erfahren mussten oder Siemens und Nixdorf, deren höchst ambitionierten Ziele schließlich an kulturellen Differenzen scheiterte.





    Die wichtigsten kulturellen Beobachtungspunkte

    Um ein realistisches Bild der kulturellen Kompatibilität zu erhalten, werden zentrale
    Dimensionen untersucht:

    Der Systemische Kulturkompass als strategisches Tool

    Systemischer Kulturkompass

    Die Cultural Due Diligence erfordert ein fundiertes Analyse- und Steuerungsinstrument. Der Systemische Kulturkompass macht Unterschiede nicht nur sichtbar, sondern zeigt, welche Stellhebel für eine erfolgreiche Integration genutzt werden können. Basierend auf dem OCAI-Modell von Kim Cameron und Robert Quinn hilft der von S&P Consulting weiterentwickelte Systemische Kulturkompass dabei, kulturelle Muster präzise zu erfassen und gezielte Maßnahmen abzuleiten. Unternehmen können so frühzeitig erkennen, welche kulturellen Anpassungen notwendig sind, um Synergien zu heben und Konflikte zu vermeiden.

    Wie kulturelle Synergien identifiziert und genutzt werden können

    Statt Unterschiede als Hindernis zu sehen, bietet ein durchdachter Kulturentwicklungsprozess enorme Potenziale:

    Wie läuft eine Cultural Due Diligence ab?

    Eine Cultural Due Diligence folgt einem klaren Prozess:

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    Kulturelles Scoping

    Welche kulturellen Spannungsfelder bestehen? Was sind die kritischen Erfolgsfaktoren?

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    Datenerhebung

    Interviews, Umfragen und Workshops mit Schlüsselpersonen, um hemmende und fördernde Kulturelemente zu identifizieren, wenn es darum geht, zunächst die Transaktion erfolgreich zu gestalten, um langfristig die Unternehmensziele zu erreichen und die Unternehmensstrategie umzusetzen.

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    Analyse & Mapping

    Identifikation von kulturellen Gemeinsamkeiten, Differenzen und potenziellen Synergien.

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    Integrationsstrategie

    Entwicklung gezielter Maßnahmen zur Harmonisierung und Nutzung von Stärken.

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    Begleitung der Umsetzung

    Steuerung der kulturellen Integration und laufende Anpassungen

    Wie lange dauert eine Cultural Due Diligence – und was kostet sie?

    Die Dauer einer Cultural Due Diligence hängt von der Unternehmensgröße und der Komplexität der Kulturen ab. In der Regel dauert sie zwischen vier und zwölf Wochen. Die Kosten variieren je nach Umfang und Tiefe der Analyse, beginnen aber meist bei mittleren fünfstelligen Beträgen und können je nach Beratungsintensität steigen.

    Gibt es positive und negative Fallbeispiele, an den man sich orientieren kann?

    Die Zusammenführungsarbeit beginnt nach dem Closing. Die Verschmelzung beider Unternehmen ist ein langfristiger Prozess, der oft mehrere Jahre in Anspruch nimmt.

    Die meisten M&A-Transaktionen scheitern am fehlenden kulturellen Klebstoff der jeweils unterschiedlichen Unternehmenskulturen. An diesen Schnittstellen entscheidet sich, ob aus zwei unterschiedlichen Unternehmen ein gemeinsames Ganzes entstehen kann.

    Positiv-Beispiel:
    Erfolgreiche Zusammenführung nach einer Cultural Due Diligence

    Ein globaler Technologiekonzern nutzte die Cultural Due Diligence, um kulturelle
    Unterschiede während einer Übernahme proaktiv zu managen. Das Ergebnis: Eine
    reibungslose Zusammenführung, höhere Produktivität und eine gesteigerte
    Mitarbeiterzufriedenheit.

    Negativ-Beispiel:
    Gescheiterte Fusionen durch kulturelle Missachtung

    Die Fusion von Daimler und Chrysler gilt als Paradebeispiel dafür, wie kulturelle Ignoranz zu milliardenschweren Verlusten führen kann. Unterschiedliche Unternehmenswerte und Arbeitsweisen führten zu Missverständnissen und Konflikten.

    Was, wenn die M&A-Transaktion bereits abgeschlossen ist – aber der Cultural Fit sich nicht einstellen will?

    Wenn kulturelle Konflikte erst nach dem M&A-Deal eskalieren, braucht es schnelle
    Maßnahmen:

    Eine nachträgliche Kulturarbeit kann die Schäden minimieren – je früher gehandelt
    wird, desto besser.

    Wer ist der richtige Partner für eine Cultural Due Diligence?

    Eine Cultural Due Diligence ist keine klassische Steuer- oder Rechtsprüfung – sie geht weit darüber hinaus. Während M&A-Berater, Steuerberater und Anwälte sich auf Vertragsklauseln, steuerliche Risiken und rechtliche Aspekte konzentrieren, fehlt ihnen oft das Gespür für die internen Dynamiken einer Organisation. Auch die Geschäftsführung und die für den Zukauf verantwortlichen Manager haben nicht immer die Möglichkeit, Kultur als eine Größe in ihren Vertragsverhandlungen zu definieren. Die eigentliche Frage ist daher: Geht es nur um die M&A-Transaktion – oder um den langfristigen Erfolg?

    Eine fundierte Cultural Due Diligence sollte von erfahrenen Organisationsberatern durchgeführt werden, die nicht nur kulturelle Dynamiken in Sozialsystemen verstehen, sondern auch systemische Methoden anwenden können, um die kulturelle Zusammenführung aktiv zu gestalten.

    Denn: Ein Unternehmen kann Zahlen auf dem Papier zusammenführen. Aber ohne die Menschen und ihre Kultur mitzunehmen, bleibt der Zusammenschluss unvollendet.

    Was tun, wenn es brennt – und der Cultural Fit fehlt?

    Ein M&A-Prozess ist planbar, doch was, wenn sich der erwartete Cultural Fit nicht einstellt? Ein Rückzug ist dann oft unmöglich oder wird extrem teuer – wie Daimler und Chrysler vor einigen Jahren schmerzhaft erfahren mussten oder Siemens und Nixdorf, deren höchst ambitionierten Ziele schließlich an kulturellen Differenzen scheiterte.





      Laura Hüer

      Leitung Kompetenzteam Unternehmenskultur | Senior Projektmanagerin

      Robert A. Sedlák

      CEO | Guest Professor of ECNU Shanghai | Leitung Kompetenzteam Familienunternehmen

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      Foto von Jud Mackrill auf Unsplash

      Kulturelle Risiken in M&A Prozessen Frühzeitig erkennen

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